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Hellsklamm2 klein

So laufen echte Männer...

Samstag, der 18.10.2014, 0600 Uhr morgens. Endlich! Er ist da! Der Tag der Wildsau! Schon lange freute ich mich tierisch auf diesen Tag. Ein lockerer – lustiger Geländelauf im Wienerwald sollte dieser Dirt Run werden. Und natürlich war es eines meiner erklärten Ziele, meinen großmäuligen Sohn in seine Schranken zu verweisen. Der trainiert nix und will mit mir mithalten? Lachhaft! Doch es sollte alles anders kommen ...

Nach einer angenehmen Fahrt von knapp über einer Stunde gleich mal der erste Schock! Offenbar waren wir Läufer nicht die einzigen, die am Dirt – Run teilnehmen sollten, sondern auch unsere Autos. Jedenfalls machte schon die Zufahrt einen recht verschlammten Eindruck. Dass der Parkplatz eine abschüssige Wiese war, machte die Sache nicht besser, vor allem da es am Vortag geregnet hatte. Ideale Bedingungen für den Lauf, (Motto: GO GATSCH OR GO HOME) aber für die Autos? Na ja. Wie gesagt, am Vortag hatte es geregnet, also erwies sich schon der Weg vom Parkplatz zum Start/Ziel Bereich als kleiner Gatschlauf. Nach der Registrierung (bei der unser drittes Teammitglied leichte Schwierigkeiten hatte zu beweisen das ich ihn wirklich angemeldet hatte, was aber nicht meine oder seine Schuld war, die hatten seinen Namen falsch geschrieben) konnten wir noch in Ruhe ein Frühstück genießen, da wir erst um 1200 Uhr starten sollten. Während wir  warteten, hatten wir Gelegenheit, die verschieden Kostüme zu bewundern, denn auch für das beste Kostüm gab es einen Preis (gewonnen haben übrigens Schneewittchen und die acht Mörderzwerge, so klingende Namen der Teams wie die „Gatsch Enten“, die Turbo Schnecken“ oder die Teenage Mutant Wildsau Turtles“ hatten da keine Chance). Nachdem ca. 2000 Läufer, davon ca. 350 Frauen, gemeldet waren, kann sich ja wohl jeder vorstellen, wie es da innerhalb kürzester Zeit zugegangen ist.

12.10 Uhr! Start! Die Laufstrecke sah wie folgt aus: Hindernsbahn -  5km laufen – Hindernisbahn – 5km laufen – Hindernisbahn. Soweit die Theorie. Schon bei den Vorbereitungen zum Start, sprich den gemeinsamen Herumhampeln, was sich aufwärmen nannte (Ha Ha, wir standen so dicht gedrängt, das ich nicht mal das Bein heben konnte), erfuhren wir, dass die Laufstrecke verlängert wurde. Einfach mal so zwei Kilometer. Bergauf versteht sich. Womit wir schon beim Lauf selber sind. Zuerst auf die Hindernisbahn. Das erste Hindernis war ca. zehn Meter hoch. Raufklettern und auf der anderen Seite wieder runter. Zweites Hindernis. Nicht ganz so groß. Ca. drei Meter hoch, aber dafür quasi frei schwebend. Klar dass wir oben drüber mussten. Unten durch? Einfacher, aber nix da. Als drittes kamen die Schlammlöcher. Erstmal runter rutschen ins ziemlich kalte Wasser, durch den fast knietiefen Schlamm, wieder raus, wieder in ein Loch, diesmal mit Tauchfunktion, weil man unter einer Brücke durchmusste. Der Rest der Hindernisbahn setzte sich aus Reifenstapel, Reifentunnel, Kriechgraben, Balanceakt und Elektroschocks zusammen. Damit war die Schlammschlacht aber noch nicht vorbei. Die Laufstrecke selbst war um nix besser. Hab ich schon erwähnt, dass es am Vortag geregnet hat? Zuerst mal bergauf, bis man glaubt die Gletscherregion erreicht zu haben. Wieder runter, mehr rutschend als laufend. Wieder rauf, immer im Bachbett. Stufensteigen einmal anders. Wer dachte, jetzt ist er oben, wurde enttäuscht, es ging noch weiter rauf. Kaum oben, wieder runter. Ein Teilstück machte mir besonders sorgen. Warum haben die, ganz unten, am Ende von diesem Teilstück, durch die Bäume deutlich zu sehen, ein Rettungsauto platziert? Wir sollten es bald erfahren. Der „Weg“ da runter war ein ausgelatschtes, schlammiges, quer durch den Wald führendes irgendwas. Also auf die Fersen setzten und runtergerutscht. Das Rutschen erwies sich nicht als das Problem. Eher das bremsen. In die Erde krallen bringt da nicht viel, die hat nachgegeben. Und dass die letzten eineinhalb Meter senkrecht runter gingen, machte die Sache auch nicht angenehmer. Wir haben es überlebt, nur um dann feststellen zu müssen, dass es jetzt wieder Bergauf ging. War ja klar. Was kommt nach bergauf? Klar, wieder runter. Diesmal auf einer Forststrasse! Wau, der reinste Luxus. Endlich eine Labestation. Trinken, essen. Dann weiter Richtung Start/Ziel. Hindernisbahn die Zweite. Jetzt waren an den Hindernissen bereits die ersten Gebrauchsspuren zu erkennen. Sprich, die Holzhindernisse waren mit einer Schlammschicht überzogen bzw. waren bereits deutliche Furchen in die Erde gekratzt. Das machte die Sache klarerweise nicht leichter. Nur rutschiger und schlammiger. Am Ende der Hindernisbahn hat sich unser Dreierteam getrennt. Unser dritter Mann, Reinhard, zog gleich mal davon, mein Sohnemann und ich blieben noch ein Stück zusammen, dann war auch er weg. Das zweite Mal die Laufstrecke zu absolvieren war, um es höflich auszudrücken, eine reine Quälerei. Mir würden da noch andere Ausdrücke einfallen, aber lassen wir das. Meine Gedanken, die ich dabei hatte, erspar ich den werten Lesern. Sie gingen aber ungefähr in die Richtung: „Ich muss komplett gaga sein, an meinem Geburtstag bei so was mitzumachen.“ Als ich dann, völlig fertig, das dritte Mal die Hindernisbahn betrat, wollte ich nur noch eins – unter die Dusche und was essen. Die Labestation war nämlich leer gefressen. Die Betreuerinnen teilten sogar ihre eigene Jause unter uns auf. Mein Ministück teilte ich dann noch mit einem anderen Läufer. Der hatte nämlich nichts bekommen. Wie dem auch sei, nachdem ich ins Ziel gewankt war und meine wohlverdiente Wildsaumedaille bekommen hatte, musste ich feststellen dass mein Herr Sohn und unser dritter Mann im Bunde bereits im Ziel waren. Mit ca. 45 bzw. 25 min Vorsprung. Beide viel Jünger als ich. Ich fühl mich so alt...

So, das war´s. Von wegen! Unsrer Duschutensilien waren im Auto, und so gatschten wir erst mal zum Parkplatz. Wir waren gerade dabei, unsere Sachen aus dem Kofferraum zu nehmen, als die Dame, die hinter mir eingeparkt war, versuchte rückwärts aus ihrer Parklücke zu fahren. Sie versuchte es. Hab ich erwähnt dass es am Tag zuvor geregnet hatte? Und der Parkplatz eine abschüssige Wiese war? Tja, so kamen nicht nur wir zu einer unfreiwilligen Schlammdusche (schon wieder), sondern auch der Innenraum meines Kofferraumes. Also ran und helfen. Natürlich blieb es nicht bei dem einen Auto. Warum auch? Nach dem dritten Auto, das wir befreit hatten, waren unsere Kraftreserven endgültig aufgebraucht. Aber das war es noch immer nicht. Wir wollten ja duschen gehen. Wollten, wohlgemerkt. Nur sind die Duschen ausgefallen. Kein Wasser mehr. Wir waren in der elend langen Schlange schon unter den Top Twenty als das Wasser ausblieb. Und es kam auch nicht wieder. Gut, dann eben schmutzig in die frischen Sachen rein und endlich etwas essen. Eine Stunde Wartezeit, weil denen zwischendurch das Essen ausging, war da schon egal. Behalfen wir uns mit mitgebrachten Müsliriegeln.

Schließlich wollten wir nur noch eins, nämlich heim. Der Parkplatz bereitete uns keine Probleme, da wir nicht rückwärts ausparken mussten, sondern gerade raus fahren konnten. Nur gut dass ich nicht selber hinterm Steuer saß, so konnte ich beim Heimfahren fest stellen, was mir nicht weh tat. Das ging schneller als umgekehrt. Aber außer jeder Menge Abschürfungen, blauen Flecken und schmerzenden Muskeln waren wir aber eh in Ordnung.
Wenn ich überlege, wie oft die Bergrettung Leute zusammenglauben musste...

Resümee aus dem Ganzen: toller lauf, wo ein jeder über seine Grenzen gehen musste, um zu bestehen (von 2000 Läufern kamen ca. 1200 ins Ziel). Aber die Organisation rundherum war mehr als verbesserungswürdig (Stichwort Dusche, Essen).

Ob ich es noch mal machen würde? Fragt mich in einem halben Jahr wieder...

Mehr Fotos gibt's hier...

by Martin H. 29. Oktober 2014